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LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zum Frauentag -

Geschrieben am 06-03-2009

Leipzig (ots) - Von Nina May. Es sind nicht immer nur die bösen
Männer schuldEs ist wieder Frauentag, und Politiker(innen) dürfen
gerechtere Bezahlung fordern und die Unvereinbarkeit von Beruf und
Familie beklagen. Dieser Gedenktag beruhigt allerdings bestenfalls
das Gewissen. Ähnlich wie beim Muttertag - damit den Rest des Jahres
Ruhe ist. Doch es sind nicht immer nur die bösen Männer schuld.
Bei einemSeminar der Bundeszentrale für politische Bildung im
November diskutierten Journalistinnen, ob sie in
Redaktionskonferenzen weinen dürfen (die emotionale Seite zeigen),
forderten den Gebrauch der weiblichen Form (Student/in...) und
stürzten sich auf einen männlichen Kollegen, der es wagte, zu
protestieren. Mit solchem Beharren auf Nebensächlichkeiten tun sich
Frauen keinen Gefallen. Das Denken in den Antagonismen einer
Alice-Schwarzer-Generation ist überholt. Sicher, es war notwendig, um
gesellschaftliche Umwälzungen in Gang zu bringen, überhaupt erst ein
Bewusstsein dafür zu schaffen, dass das Weibliche in vielen Bereichen
- etwa der Sprache - ausgeklammert oder das Andere war. Auch neuere
Strömungen, wie die sich selbst feiernden Alphamädchen oder das Recht
auf alte Rollenbilder einfordernden Neuen deutschen Mädchen, bewegen
sich an den meisten Frauen vorbei. Die weder als Gebär- noch als
emotionale Intelligenz-Maschinen begriffen werden wollen - sondern
als Individuen.
Deshalb ist auch eine Frauenquote für Aufsichtsräte in Unternehmen
nicht die richtige Lösung, wie Grüne und Linke sie fordern und die
Gruppe der Frauen in der Unionsfraktion sie jetzt prüfen will. Frauen
sähen sich den Vorwürfen ihrer Kollegen ausgesetzt, nur über die
Quote ins Gremium gekommen zu sein. Indem sie darauf beharren, machen
sich Frauen kleiner als sie sind. Die Qualifikation muss über die
Berufung entscheiden, nicht das Geschlecht.
Dennoch: Frauen verdienen für die gleiche Arbeit ein Viertel weniger,
da ist selbstbewussteres Verhandeln gefragt. Familienplanung darf
nicht allein das Problem der Frau sein, die Vätermonate von
Familienministerin Ursula von der Leyen sind da nur ein erster
Schritt. Immerhin: Gestern teilte das Statistische Landesamt mit,
dass der Anteil der weiblichen Führungskräfte inSachsen gestiegen
sei, die Gehälter sich annäherten. Kleine Erfolge. Doch solange über
die Bundeskanzlerin Angela Merkel, die mächtigste Frau Deutschlands,
noch gesagt wird, sie trete "unweiblich" auf, werden Feministen
gebraucht. Auch männliche. Und auch an den 364 Tagen im Jahr, an
denen nicht Frauentag ist.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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