Südwest Presse: Kommentar zum EU-Haushalt
Geschrieben am 22-09-2009 |
Ulm (ots) - Nun werden sie wieder mahnend den Zeigefinger heben, die Euroskeptiker, denen der deutsche Beitrag in die Brüsseler Kasse seit je ein Dorn im Auge ist. Neben Frankreich und Italien zählt der deutsche Michel zu den Krisenverlierern und muss für 2008 netto noch mehr zum EU-Haushalt beitragen als bisher. Das ist bedauerlich, doch derselbe Effekt in der föderalen Bundesrepublik wird vermutlich von den meisten EU-Kritikern voll akzeptiert. Um die von der Verfassung geforderten einheitlichen Lebensverhältnisse in den Bundesländern zu sichern, ist es selbstverständlich, dass krisengeschüttelten Ländern von den wohlhabenderen aus der Patsche geholfen wird. Nichts anderes passiert in der EU: Großbritannien und andere besonders vom Abschwung Betroffene profitieren von der Solidargemeinschaft EU - hoffentlich zahlt London es wenigstens in Form etwas konstruktiverer Europapolitik zurück. Dann wäre das Geld gut angelegt. Deutschland konnte sich im übrigen in den Jahren nach der Einheit ebenfalls auf diesen Mechanismus verlassen und hat mehr EU-Hilfe zum Aufpäppeln der nicht so blühenden Ost-Landschaften erhalten. Außerdem sei an die Relationen erinnert: 1,4 Milliarden Euro mehr zahlt Berlin für 2008 an Brüssel. Aber 4,5 Milliarden stehen allein zur Rettung der privaten Firma Opel bereit und etwa 500 Milliarden für die Rettung des deutschen Bankensystems. Die Kirche kann also im Dorf bleiben.
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